ALLTAGSINTEGRIERTE SPRACHBILDUNG

Die Arbeit in der Tageseinrichtung Vierlinden versteht sich als familienergänzende, sozialpädagogische Erziehungs- und Bildungsarbeit. Mit ihr soll die Gesamtentwicklung des Kindes ganzheitlich gefördert werden. Sprachförderung bzw. alltagsintegrierte Sprachbildung gehören in unser Bildungskonzept. Die Sinneserfahrungen bilden die Grundlage der Sprachentwicklung gemeinsam mit sozial-emotionalen Faktoren, der Hirnreifung und der kognitiven Entwicklung. Nur wenn, z.B. die Ohren unterschiedliche Höhen und Tiefen, laut und leise, aufnehmen und an das Gehirn weiterleiten, bekommt das Sprachzentrum genügend Anreize, sich weiter zu bilden. Auch die visuelle Wahrnehmung und taktile Erfahrungen, die Kinder beim Begreifen der Umwelt machen, sind bei der Sprachentwicklung bedeutsam.

Ganzheitliche Wahrnehmung mit allen Sinnen zu leben, sich selbst und seine Umwelt wahrzunehmen ist eine Entdeckungsreise, zu der wir Kinder immer wieder einladen werden.

Tasten, Fühlen, Schmecken, Riechen, Sehen und Hören – alle Sinne müssen intensiv ausgeprägt sein.

Aus körperlichen Erfahrungen wie z.B. dem Fassen und Greifen entwickelt sich eine wichtige Kompetenz des Geistes wie Begreifen und Erfassen. In unserer Einrichtung wird deutlich, dass grundlegende sprachliche Strukturen bei Kindern, sowohl bei Kindern der deutschen Sprache und Herkunft, als auch bei Kindern mit Migrationshintergrund sehr häufig geringe oder gar keine Deutschkenntnisse (zum Teil auch keine ausreichenden Sprachkenntnisse in der Herkunftssprache) haben. Oftmals ist das pädagogische Team für die Kinder das einzige deutschsprachige Lernmuster. Zur Sprachförderung gehören die Wortschatzerweiterung, die Entwicklung der grammatischen Kompetenzen, sowie die Motivation, die Bereitschaft und Fähigkeit, Sprache sinnvoll einzusetzen und zu erweitern. Sprachförderung bezieht sich auf die sozialkommunikativen Fähigkeiten der Kinder.

Sprachförderung ist nie abgeschlossen. Jeder Mensch ist in der Lage, sich neue Worte anzueignen, seine Grammatik zu verbessern und komplizierte Zusammenhänge mit eigenen Worten auszudrücken. Für den Bildungsbereich Sprache ist es grundlegend wichtig, Eltern aktiv mit einzubeziehen und sie „als Experten“ für ihr Kind zu sehen. Die Zielsetzung, das was und wie für das Kind als auch für die Familie, sind gemeinsam zu finden und zu erreichen.

Für die Kinder ist es wichtig, (sprachliche) Schwerpunkte zu erfassen. Sprachförderung kann für das eine Kind z.B. eine Vorbereitung auf die Schriftsprache sein, für ein anderes Kind ist die Zielsetzung, z.B. der Erwerb einer Fremdsprache oder einer Zweitsprache. Vorrausetzungen, um die Förderung der Sprache gelingen zu lassen, sind neben einem positiven, förderlichen Klima folgende Merkmale:

  • Zuhören
  • Blickkontakt aufnehmen und halten
  • Versprachlichung von Handlungen
  • Sprachvorbild sein und nicht mit Sprache überschütten
  • Korrektives Feedback geben
  • Verstandenes und Unverstandenes ausdrücken
  • Stressfreie Situationen („safe place“) schaffen und anbieten

Unterstützt wird die Sprache im Alltag durch Abzählreime, Fingerspiele, Zungenbrecher, Rätsel und Bewegungslieder. Diese Angebote wecken die Lust an Sprache spielerisch. Verse, Reime und Gedichte geben einen Rhythmus und eine Melodie vor, die die Merkmale der deutschen Sprache betonen. Sprache ist Rhythmus, Musik und Bewegung.

Einen Überblick über die Sprachförderung in der Vierlinden zeigt das folgende Bild. Die einzelnen Elemente bauen aufeinander auf, und greifen ineinander über:

 

Alltagsintegrierte Sprachbildung

 

Literacy

Das Interesse von Kindern an Literatur ist schon weit vor dem Schriftspracherwerb vorhanden. Vielfältige so genannte „Literacy“- Erfahrungen bilden die Grundlage für einen späteren Lese- und Lernerfolg. Eine Bilderbuchbetrachtung gilt als wirksamste Form der Sprachförderung. Das Kind erfährt Zuwendung und Nähe in einer sehr sprachintensiven Situation. Bilder und Schrift werden als Bilddeutung und als Geschichten versprachlicht. Die Kinder können in der Geschichte ver­weilen und wiederholen. Die Erzieher und Erzieherinnen können erklären und Rückfragen auffangen. Die Gestaltung einer Vorlesesituation unterliegt den Kriterien des dialogischen Lesens. Dabei sollen die Kinder in ihrer Rolle des Erzählers gestärkt werden. Sie können eigene Erfahrungen beisteuern und werden zur freien Assoziation aufgefordert. Die Erzieher und Erzieherinnen stellen Fragen, geben Impulse, erweitern die Aussagen der Kinder und regen die Kinder an, mit ihren Worten die Geschichte, die Bilder zu erzählen. Folgende Methoden werden sichtbar:

  • Einfaches Benennen der Dinge
  • Definieren, umschreiben und erweitern
  • Beziehungen und Abfolgen zwischen den Bildern herstellen
  • Bedeutung entstehen lassen und gemeinsam konstruieren.
  • „Weiterspinnen“ einer Geschichte
  • Bezüge herstellen zum Leben des Kindes und zur Welt außerhalb des Buches vorausdeuten

Zwergenbibliothek

Kinder zeigen schon früh Lust auf Bildergeschichten. Das Betrachten von Bilderbüchern ist für Kinder ein be- und anschauliches Erlebnis, das es in die Welt der Worte hineinwachsen lässt und ihm einen Sprachschatz vermittelt. Natürlich ist es ein langer Weg vom Interesse an ersten Bildern und Buchstaben über das Lesen- und Schreibenlernen bis zum Verstehen unterschiedlicher Texte. Wir als Einrichtung wollen mit den Kindern gemeinsam die ersten Schritte dahin begleiten und unterstützen. Vor-Leseförderung gehören in den Bildungsbereich Sprachförderung. Wir integrieren in die Praxis Begegnungsmöglichkeiten mit Büchern- in der hauseigenen Zwergenbibliothek. Einmal in der Woche können die Kinder sich aus der Bibliothek ein Buch ausleihen. In regelmäßigen Abständen (alle vierzehn Tage) besucht uns die Vorleseoma in der Zwergenbibliothek und liest den Kindern in der Teilgruppe Geschichten, Erzählungen und auch Gedichte vor. Regelmäßig finden im Familienzentrum Vierlinden Buchausstellungen statt. Wir stehen den Familien beratend bei einer möglichen Buchauswahl zur Seite. Zudem laden wir zum Bilderbuchkino in das Familienzentrum ein.

Unter dem Titel DIE LESEFREUDIGE KITA durfte das Familienzentrum Vierlinden mit weiteren ausgewählten Duisburger Kindertageseinrichtungen ein Konzept zur frühkindlichen Leseförderung entwickeln und einzelne Module in der Praxis erproben. Auf dieser Arbeit basiert die Entwicklung Erste LESEräume, das vom 23. April 2010 – anlässlich des Welttages des Buches – einmal jährlich an Duisburger Kindertageseinrichtungen verliehen wird, die sich in der frühkindlichen Leseförderung in hervorragender Weise engagieren.

Das Familienzentrum Vierlinden ist seit 2009 mit dem Gütesiegel Erste LESEräume ausgezeichnet.

Die Einrichtung hat sich insbesondere mit folgenden Modulen in der pädagogischen Praxis beschäftigt:

  • Gestaltung des Vorlesens
  • Kreative Literaturvermittlung (Kombinierter Medieneinsatz)
  • Kreative Literaturvermittlung ( Künstlerische Aktivitäten)
  • Zwergenbibliothek

 

Hokus und Lotus- Sprachförderung einer Fremdsprache

dinos

Die englische Sprache gewinnt für Bildung und Beruf zunehmend an Bedeutung. Offenheit und Bereitschaft von jüngeren Kindern, eine neue Sprache im Spiel anzunehmen, sind günstige Voraussetzungen, um Kinder an eine Sprache heranzuführen. Die Abenteuer von Hokus und Lotus wurden an der Universität La Sapieza in

Rom von Prof. Traute Taeschner und ihrem Team entwickelt. Das Programm will europäische Sprachen im Frühkindalter verbreiten helfen. Einmal in der Woche treffen sich die am Projekt teilnehmenden Kindern, um die Geschichten von Hokus und Lotus zu hören. Die Geschichte ist ein Wechsel von Erzählungen und aktivem Spiel. Alles was gesprochen wird, wird mimisch und gestisch unterstützt. Ein Format, eine Geschichte wird ca. 15 Mal wiederholt. Wiederholung fördert Bindung, fördert Kommunikations-bedürfnis. Die Vierlindenmitarbeiter wurden im Rahmen einer Fortbildung in der Hokus und Lotus Methode geschult.